Walter (Teil 3)
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Fortsetzung von dem hier.
„Raketen-Rolf? Was ist das denn fürn Name?“ Walter macht es sich bequem und zerrt am Sattel rum. Er antwortet nicht. Warum auch? Raketen-Rolf ist eben Raketen-Rolf. So einfach ist das. Wenn er ihn nicht kennt, Pech gehabt, wird er eh’ noch früh genug erfahren. Außerdem weiß kein Mensch, wieso der so heißt. Ist halt son abgehobener Flitzpiepe, kennt man doch.
„Is doch scheißegal!“ Walter saugt heftig an seiner Fluppe, der Filter schmirgelt schon zur Hälfte. „Ick lag drüben im Park, auf der Bank zwischen den Bäumen. Da isses bei Wind immer halbwegs ruhig. Und gerade als ick genug Tüten und Zeitungen zum Zudecken zusammen hatte, kommt der Rolf um die Ecke. Echt ey, den hättsde sehn müssen. Abgebrochener Zahn, total verpeilt und zwei Pullen unterm Arm. Und wie der läuft! Was fürn Kunde!“
Walter schnauft vergnügt wie eine Lok. Er steckt sich den Stummel zwischen die Lippen, überlegt und wirft ihn dann angeekelt weg. Zittrig greift er sich die nächste Kippe aus der Schachtel, steckt sie an und schließt die Augen.
Er vergisst dabei fast seinen nassen Arsch. „Ick hab erstmal den ganzen Krempel in meinen Sack getan. Ick meine, Rolf war da. Darauf mussten wir erstmal einen kippen, klar.“ „Und wann war das?“ „Keine Ahnung, zehn, elf, zwölf.“
„Zählen kann ich alleine, ich will wissen wann. Und wie lange haben Sie sich zugedröhnt?“ „Maahaann! Weiß ick doch nich. Irgendwann halt! Muss jedenfalls n paar Minütchen gedauert haben, so schnell kriegen wir zwei Korn echt nich runter. Sind ja auch nich mehr die Jüngsten.“ Walter lacht wieder, als bestehe er nur aus einem verrußten Schacht Kehle.
„Ja, und irgendwie hatte Rolf n Termin.“ „Was denn für ein Termin, nachts um zwölf Uhr?“ „Weiß ick nich, frag den Raketen-Rolf. Der hat immer so komische Sachen im Kopf, wenn er säuft. Und wenn der erstmal richtig loslegt… hör mir auf!“
Ein Lid beginnt zu zittern. Zu Walter gehört es nicht. „Der wollte noch zu seinem Vater, genau. Musste was klarstellen. Irgendwas wegen früher. Die hatten vor knapp zehn Jahren son Geschäft mit Polinnen und Autos, irgendwie so. Ging aber hopps, und beide steckten in den Miesen. So richtig fette Schulden, mit Russeninkasso und sone Geschichten. Jedenfalls zu dem sein Vater wollte er.“
„Und dann haben Sie beide mein Auto gestohlen oder wie, um sich Geld zu beschaffen?“ Walter stöhnt und schüttelt den Kopf. Ihm wird sofort schwindelig. Er macht sich wieder am Sattel zu schaffen.
Plötzlich knallt das Rad hin, Walter mit ihm. So ein Mist, verdammter! Auch wenns nur ein Kinderfahrrad ist, die Pedale drückt voll in den Matscharsch. Und die Kippe ist auch futsch. „Mann, kiek nich so blöd, hilf mir hoch!“
Der Mann greift zögerlich nach Walters schmutziger Hand. Sie riecht nach seiner Hose. Ein Wassertropfen platscht Walter auf den Oberlippenborst, und noch einer. Es regnet. Und zwar ziemlich flott, jetzt schon in Strippen.
Der Mann versucht, das Rad aufzuheben, ohne sich dabei schmutzig zu machen. Der Zarte sieht aus, als würde er etwas aus der Kloake heben – etwas, auf dem bis eben ein versiffter Penner gehockt hat. Walter überlegt, den Mann von hinten in den Matsch zu schubsen. Er fühlt nach seiner Lippe. Sie ist noch nicht verheilt. „Musste vonner andern Seite versuchen. So wird dit nüscht.“
Der Mann bekommt das Rad zu fassen und schiebt es zur Tanke unters Dach. Walter wartet schon. „Also ick hätts ja liegengelassen. Irgendwo findeste immer n sauberes Rad ohne Schloss.“
Der Mann schließt das Rad demonstrativ an einen Zaun. Walter beobachtet und raucht. Ihm ist kalt. Der Mann kommt zu Walter rüber: „Also, Freundchen, haben Sie dann mein Auto geklaut?“ Walter muss jetzt sitzen. Sitzen und rauchen, und zwar allein. Er geht zum schmutzigen Fahrrad und tätschelt den Sattel. Er ist voll Matsch.
„He! Sie sehen doch, dass der nass ist. Wollen Sie noch mal umfallen?“ Walter streichelt seinen Arsch. Dann denkt er an Bauch und Lippe. Ziemlich viel für einen Morgen. Er hält sich am Zaun fest. Ihm ist schlecht. Immer das gleiche mit den Lights. Walter verträgt diese Weiberkippen einfach nicht.
„Was ist nun, Meister? Wo ist mein Auto?“ „Ja, ja, gleich.“ Walter atmet schwer und tief. Er erholt sich etwas: „Ick weiß noch, dass son paar Bürschchen vorbei kamen. Wir wollten grade los, da haben die uns schief vonne Seite angemacht: Ob wir Fluppen haben, hamse gerufen.
Aber die wollten was aufs Maul. So was merk’ ick gleich. Und weißte was, da hab ick mir schon ne Taktik überlegt, da seh’ ick den Raketen-Rolf wie der losbrüllt. Scheißt die Bürschchen voll zusammen, mit Spucken und Beißen und so. Das ganze Programm.
Und gerade als ick och loslegen wollte, warn sie schon weg, die Schisser.“ „Na toll. Wollen Sie jetzt ein Lob? Ich will wissen, wo mein Auto ist. Ihre Sauftouren interessieren mich einen Dreck.“ „He, he, he! Schön sachte, Freundchen. Is wichtig, also spann die Löffel auf!“
Der Mann niest. „Wohlsein!“ Walter prostet ihm mit einer unsichtbaren Dose zu. Der Mann niest noch mal, und dann noch mal. „Ey, einmal muss aber reichen, Keule. Außerdem bin ick jetzt dran. Ick sollt dir doch was flüstern.“ Walter lacht. Er amüsiert sich köstlich.
Fortsetzung folgt.
am 8.04.2008 um 0:49 Uhr
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“Walter lacht. Er amüsiert sich köstlich.” Da geht’s ihm wie mir. Ganz großes Tennis, Bernstein! Ich will mehr. Viel mehr.
am 2.05.2008 um 16:33 Uhr
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[…] Fortsetzung von dem hier. […]